GP von ChinaOrt: Schanghai
Datum: 7. Oktober
Rennen im Zeichen des 'Shang'
Die Strecke sitzt wie ein Maß-Anzug
Groß, größer, gigantisch! Der neue Formel-1-Kurs in Schanghai stellt alle bisherigen GP-Strecken in den Schatten. "Ich glaube, Schanghai wird in mancher Hinsicht Standards setzen", sagt Ralf Schumacher. 40 Kilometer vor den Toren der ostchinesischen Hafenmetropole hat der deutsche Streckenarchitekt Hermann Tilke einen Kurs gebaut, der perfekt zum 16-Millionen-Einwohner-Molloch Schanghai passt: gigantisch, modern und technisch anspruchsvoll.
Mit dem 200.000 Zuschauer fassenden Schanghai Circuit feierte im Jahr 2004 die zweite Strecke, die im Aachener-Büro von Tilke entstanden ist, ihre Grand-Prix-Premiere. Bereits im April 2004 erlebte der Kurs in Bahrain sein Debüt. Das China-Projekt war für Tilke und seine Mitarbeiter eine besondere Herausforderung. In einem Sumpfgebiet mit 17 Flüssen im Jiading-Distrikt wurden 40.000 Betonpfähle mit einer Länge zwischen 40 und 80 Metern in den Boden gerammt, um Piste und Gebäuden die nötige Standfestigkeit zu geben. Darüber wurde meterdick Styropor gelegt.
Einzigartige Herausforderung für die Piloten
18 Monate dauerten die Bauarbeiten, an denen bis zu 8.000 Menschen beteiligt waren. Mit 5,451 Kilometern ist der Kurs der fünftlängste in der Formel 1. Der Streckenverlauf ähnelt dem chinesischen Zeichen 'shang', der Bestandteil des Stadtnamens Schanghai ist und "aufstrebend" bedeutet. "Aber das was gar nicht so gewollt, sondern ist zufällig entstanden", verriet Tilke im sport.de-Interview.
Besonderheiten sind unter anderen zwei lange Geraden, drei eingeplante Überholmöglichkeiten und zwei sehr anspruchsvolle Kurven: Eine sich verengende "Schnecke" und ihr Gegenstück, eine sich öffnende Kurve mit acht Prozent Quersteigung. "Ich glaube nicht, dass es so etwas schon gibt. Die erste Kurve wird ganz langsam immer enger, das Tempo reduziert sich von 300 bis auf 100 km/h. Ich bin mal gespannt, wie da gebremst wird", so Tilke. "Danach geht’s in Serpentinen steil bergab. Auch das ist eine Besonderheit."
Bei der Gestaltung der futuristischen Bauten rund um die Strecke hat der Streckenbauer bewusst landestypische Symbolik in seinen Entwurf aufgenommen. "Wir haben sowohl in Bahrain als auch in Schanghai versucht, dass man erkennt, in welchem Land man ist. Man sollte erkennen, dass man in China ist", erläuterte Tilke seine Planungs-Philosophie.
Zick-Zack gegen böse Geister
So bricht sich im Dach der Tribüne mit rund 30.000 Plätzen Licht in den Macht und Glück symbolisierenden Farben gelb und rot. Für die Teamgebäude wurde ein chinesischer Garten nachgebaut. Zick-Zack-Stege, mit denen böse Geister abgeschreckt werden sollen, führen über die Seen.
Die Kosten für die Strecke liegen bei rund 260 Millionen Euro, das gesamte Projekt soll rund 500 Millionen Euro verschlungen haben. China hat sich bis 2010 für geschätzte 20 Millionen Euro jährlich die Rechte zur Austragung des Formel-1-Rennens gesichert. Ein profitables Geschäft wird der Grand Prix in den nächsten Jahren aber nicht. "Wir sind darauf vorbereitet, dass die Formel 1 in den ersten drei Jahren keinen Gewinn macht", sagt Yu Zhifei, Vizemanager der Rennstrecke. "Das ist die Zeit, um die Zahl der Formel-1-Freunde wachsen zu lassen."
Quelle:
http://www.sport.de