Schumi im Qualifying ausgebremstDefekte Benzinpumpe: Letzte Chance futschWas für ein Pech für Michael Schumacher. Wegen eines technischen Defekts im finalen Qualifying-Durchgang zum Großen Preis von Brasilien musss der Ferrari-Star beim letzten Rennen seiner Karriere von Startplatz 10 ins Rennen gehen. Im vorangegangenen zweiten K.o-Durchgang war der Rekord-Champion überlegen Bestzeit vor seinem Teamkollegen Felipe Massa gefahren.
Der Lokalmatador nutzte Schumis Pech und raste bei seinem Heim-GP zur 3. Pole Position seiner Karriere. In 1:10,680 Minuten distanzierte er den Rest des Feldes um Längen. McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen hatte als Zweiter bereits 0,619 Sekunden Rückstand. WM-Spitzenreiter Fernando Alonso war sogar 0,887 Sekunden langsamer als der 25-Jährige. Der Renault-Pilot landete damit auf Platz vier hinter Toyota-Mann Jarno Trulli. Dessen Teamgefährte Ralf Schumacher war als Siebter (1:11,882) bester Deutscher vor dem BMW-Duo Nick Heidfeld (1:11,882) und Robert Kubica (1:12,131). "Ich bin nicht richtig zufrieden", kommentierte Heidfeld sein Abschneiden. "Dass die Toyota so stark sind, ist ein Dämpfer." Denn BMW will unbedingt seinen fünften Platz in der Konstrukteurswertung verteidigen. Dort rangieren die Weiß-Blauen vor dem Finale auf Rang 5 mit einem Punkt vor Toyota.
Schumi und Ferrari geben nicht aufWilliams-Fahrer Nico Rosberg verpasste auf dem 4,309 Kilometer langen Autodromo Jose Carlo Pace als 13. der zweiten K.o.-Runde ebenso das Finale der besten Zehn wie Pedro de la Rosa, der im zweiten Silberpfeil 12. wurde. "Ich bin schon ein bisschen enttäuscht. Wir hatten uns mehr ausgerechnet", ärgerte sich Rosberg über sein Abschneiden beim letzen Qualifying der Saison. "Man schaut sich die Runde nachher an und ärgert sich, wäre ich an manchen Stellen nicht so ein Weichei gewesen."
Michael Schumacher musste sich dagegen keine Vorwürfe machen. Bis zu Beginn des dritten Qualifying-Abschnitts lief alles nach Plan für den zukünftigen 'Renn-Rentner'. Doch als er zu Beginn des Finales der Besten 10 als Erster aus der Boxengasse auf die Strecke fuhr, streikte plötzlich die Benzinpumpe in seinem Ferrari-Dienstwagen. In Schleichfahrt brachte Schumacher den roten Renner zurück an die Box. Doch trotz eifriger Bemühungen gelang es den Ferrari-Mechanikern nicht mehr, Schumis Auto bis zum Ende des Qualfiyings wieder flott zu bekommen. Damit blieb der 91-malige GP-Sieger ohne Zeit.
"Wir haben den Benzindruck verloren", nannte Technik-Direktor Ross Brawn als Grund für den schweren Rückschlag. "Wir müssen jetzt das Auto über Nacht auseinander nehmen." Nach dem jetzigen Stand der Dinge muss der Motor zumindest nicht gewechselt werden, was eine Strafversetzung um 10 Plätze zur Folge hätte. Nach dem zweiten technischen K.o. binnen nur zwei Wochen - beim Großen Preis von Japan war Schumacher mit Motorschaden ausgeschieden - muss der Ferrari-Star seine minimalen Hoffnungen auf den 8. WM-Titel jedoch wohl endgültig begraben. Denn der Seriensieger kann bei seinem Abschieds-Rennen nur noch dann Weltmeister werden, wenn er gewinnt und Alonso maximal Neunter wird oder ohne Punkte bleibt.
Ex-Rivale Häkkinen macht Schumi Mut"Dass ich nicht glücklich bin, ist klar. Aber noch ist nicht alles verloren", gab sich Schumacher dennoch kämpferisch. "Das ich noch alles versuchen werde, ist klar. Im Prinzip macht es die Sache jetzt nur um zehn Plätze schwieriger." Schumacher hatte angesichts der bereits vor dem Pech von Sao Paulo fast aussichtlosen Ausgangssituation angekündigt, zum Abschluss seiner Karriere zumindest noch einen Sieg und die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft mit Ferrari einfahren zu wollen.
Technik-Chef Brawn traut seinem Schützling immer noch ein Wunder zu. "Michael hat schon schwierigere Rennen gewonnen", sagte der langjährige Weggefährte Schumachers. Dabei sollte ein neues Helmdesign dem siebenmaligen Champion Glück bringen. Auf dem Kopfschutz stehen seine 91 Siege. Zudem wurden die bisherigen Motive vergoldet: die sieben Sterne für die sieben WM-Titel, die chinesischen Schriftzeichen für seinen Namen, den seiner Frau Corinna und der Kinder Gina Maria und Mick sowie das Drachen- und das 'MS'- Logo. Angesichts von Schumachers Riesenpech war Massas Pole Position für die Ferrari-Crew nur ein schwacher Trost.
Der Brasilianer, der einen bunten Rennoverall in den Landesfarben blau, gelb und grün trug, jubelte als einziger Roter richtig, hatte aber auch Mitleid mit seinem Stallgefährten: "Michael war die letzten beiden Rennen nicht vom Glück begünstigt. Aber unser Auto ist stark, weshalb noch etwas möglich ist." Auch Ex-Weltemeister Mika Häkkinen, der extra wegen Schumachers Abschied nach Sao Paulo gekommen ist, machte seinem ehemaligen Rivalen Mut: "Wäre ich an Michaels Stelle, würde ich einfach voll attackieren, denn man weiß nie, was passieren kann. Man darf nie aufgeben, sondern man muss immer bis zur Zielflagge fighten."
Quelle:
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