Die Gummis spielen die entscheidende Rolle in Michael Schumachers Kampf um seine achte WM-Krone. Dank einer neuen Reifenmischung hat der Ferrari-Star beim Großen Preis der USA zurück in die Titel-Spur gefunden. "Es war eine gewisse Bridgestone-Dominanz festzustellen", freute sich Schumacher. Noch vor Wochenfrist beim Kanada-GP war er auf seinen Bridgestone-Gummis gegen seinen Michelin bereiften WM-Rivalen Fernando Alonso chancenlos gewesen.
Die Wende zeichnete sich bereits im Qualfiying von Indianapolis ab: In Montreal lag Schumacher im Zeittraining noch eine Sekunde hinter Alonso, in Indianapolis war er plötzlich 1,5 Sekunden schneller als der Renault-Pilot. Der Grund lag nach Meinung aller Experten vor allem bei den pro Stück etwa 1.000 Euro teuren Reifen. "Im Reifenkrieg kann das Pendel eben relativ stark in beide Richtungen ausschlagen", sagte Pat Symonds, Chefingenieur von Alonso. Ferrari-Technikchef Ross Brawn stimmt zu: "Die Fahrzeuge waren vergleichbar, aber hier war Reifenkrieg."
Michelins 'Sicherheitsreifen' bremst Alonso ein
Im Duell zwischen Bridgestone und Michelin werden Millionen investiert, und die Suche nach der schnellsten Mischung kann sogar lebensgefährlich werden. Vor einem Jahr krachte Ralf Schumacher in Indianapolis nach einem Reifenplatzer mit 300 Stundenkilometern in die Mauer. Danach verzichteten die Michelin-Teams aus Sicherheitsgründen auf den Start und Michael Schumacher gewann ein Skandalrennen mit nur sechs Autos.
In diesem Jahr setzte der französische Reifenhersteller stärker auf Sicherheit - möglicherweise mit ein Grund, warum die Michelin bereiften Renaults das Tempo der auf Bridgestone rollenden Ferraris nicht mitgehen konnten. Mercedes-Sportchef Norbert Haug nahm den Reifenpartner von McLaren-Mercedes trotzdem in Schutz: "Michelin hat absolut das Richtige getan udn ist auf die sichere Seite gegangen." Auch Bridgestone brachte einen "Sicherheitsreifen" mit nach Indianapolis. "Das war für den Notfall, eine ganz komische Mischung", verriet Williams-Neuling Nico Rosberg.
Auf die Mischung kommt es an
Schumacher ließ dann doch die schnelleren Walzen montieren. Laut des Ferrari-Piloten übrigens die gleichen, über die er in Kanada noch geklagt hatte: "Aber in Indy hatten wir sofort Grip." Indianapolis gilt ohnehin als Bridgestone-Strecke, deshalb macht sich Alonso auch keine Sorgen um die WM: "Ich habe im vergangenen Jahr in Montreal und Indy keinen Punkt geholt, jetzt aber 14, das ist doch gar nicht so schlecht", gab der Spanier zu bedenken. "Die nächsten Strecken in Magny-Cours oder Hockenheim liegen den Reifen und dem Auto wieder. Da schlagen wir zurück. Indy war das schwerste Rennen des Jahres."
Bridgestone arbeitet jedoch mit Zusatztests daran, Schumi auch in den folgenden Europa-Rennen Wunderreifen zu Verfügung zu stellen. Das 'schwarze Gold' wird aus mehr als 200 unterschiedlichen Substanzen wie Ölen, Stahl und Schwefelverbindungen, Polyester, Zink, Harz, Kevlar oder Kieselsäure hergestellt. Der Hauptteil von 80 Prozent ist jedoch wie bei Straßenreifen Kautschuk, wovon gut 80 Sorten verwendet werden. Die genaue Zusammensetzung ist ein streng gehütetes Geheimnis. Alles wird dann bei 300 Grad 'gebacken'. Schumacher hofft darauf, dass die Japaner auch für die verbleibenden 8 Rennen die richtige Mischung finden.
Für Michael Schumacher war der Sieg in Indianapolis ein ganz besonderer: Nach längerer Durststrecke satnd er endlich wieder mal ganz oben auf dem Podium. Wahrscheinlich strahlte der Rekord-Weltmeister deshalb auch noch mehr als sonst. Von einer Wende im Titel-Duell mit Fernando Alonso wollte der siebenmalige Champion aber noch nichts wissen. "Aber es war schon ein ganz wichtiger Schritt, keine Frage", sagte er nach dem Ferrari-Doppelsieg beim US-Grand-Prix. "Es sind noch acht Rennen zu fahren, 80 Punkte zu vergeben. 19 Punkte Rückstand sind zwar viel, aber ich bin wieder dabei. Nun haben wir noch viel Arbeit vor uns."
Deshalb wird der 37-Jährige von Mittwoch an in Jerez testen. "Es wird von den Reifen abhängen, denn die Autos sind meiner Meinung nach ziemlich ähnlich", sagte sein Chefstratege Ross Brawn. "Es war eine gewisse Bridgestone-Dominanz festzustellen. Ich hoffe, dass wir die mitnehmen können nach Europa", sagte Schumacher. Im Vorjahr hatten die Michelin-Reifen in Indy nicht gehalten. Die von den Franzosen ausgestatteten Teams konnten erst gar nicht starten. Daher war Schumacher bei der Siegerehrung gnadenlos ausgepfiffen worden.Diesmal war das ganz anders. Nachdem er als erster Rennfahrer überhaupt zum fünften Mal im berühmten Oval gewonnen hatte, wurde Schumi diesmal von den weit über 100.000 Menschen begeistert gefeiert.
Schumi lobt Massa: Er war stark
Schon auf der Ehrenrunde riss Schumacher beide Arme in die Luft. Später umarmte er seinen Bridgestone-Ingenieur und ließ seinen Teamkollegen Felipe Massa nach Platz zwei hochleben. "Er vor allem war stark. Vielleicht kann er das ein paar Mal wiederholen", lobte Schumacher seinen 'Wasserträger'. Auch Teamchef Jean Todt war begeistert. "Das ist ein prima Autakt in die zweite Saision-Hälfte", schwärmte der Franzose.
Im Renault-Lager hielt man sich nicht lange mit der Niederlage auf. Nach seinem schlechtesten Saison-Resultat hofft Alonso schon beim Michelin-Heimspiel in Magny-Cours am 16. Juli auf die Revanche. "Im vergangenen Jahr habe ich 0 Punkte aus Nordamerika mitgenommen, dieses Jahr habe ich 14 geholt", tröstete sich der Spanier. Der Renault-Pilot hatte in der Woche der Wahrheit den Grand Prix in Kanada vor Schumacher gewonnen. "Ferrari und Bridgestone waren schneller als wir, aber in den anderen neun Rennen hatten wir die besseren Reifen, deshalb mache ich mir keine Sorgen", sagte der Titelverteidiger. In Italien sieht man das anders: "Die Weltmeisterschaft ist wieder offen", schrieb die Sportzeitung 'La Gazzetta dello Sport'.
Juan Pablo Montoyas Tage bei McLaren scheinen endgültig gezählt. Nach seinem zweiten Crash binnen einer Woche hat der Kolumbianer wohl den letzten Kredit verspielt: Erst räumte er in Kanada Williams-Neuling Nico Rosberg von der Piste, in Indianapolis beendete er nach nur 300 Metern das Rennen seines Teamkollegen Kimi Räikkönen und Nick Heidfeld, der sich im BMW spektakulär überschlug. Zwar bestrafte der Automobil Weltverband FIA Montoya nicht, aber alle Beteiligten wiesen ihm die Hauptschuld zu.
Räikkönen war nicht gut zu sprechen auf seinen Teamkollegen. "Ratet mal, wer da wieder von hinten kam", kommentierte er den Vorfall in einem ersten Kommentar. "Es ist ziemlich offensichtlich, was passiert ist." Später beruhigte er sich: "Es macht keinen Sinn, jemandem die Schuld zu geben, denn im Rennsport passieren diese Dinge." Mercedes-Sportchef Norbert Haug wollte Montoya zwar nicht eindeutig die Schuld geben: "Das war wie bei einer Wirtshausschlägerei. Da ist auch nicht klar, wer angefangen hat", sagte Haug, merkte jedoch an: "Ein Auffahrunfall sollte in der Rennerei genausowenig passieren wie im Straßenverkehr."
2007 mit Alonso und Räikkönen?
Der um seine Zukunft in der Formel 1 fahrende Montoya wies wieder einmal jede Schuld von sich: "Kimi hat ziemlich hart gebremst, da bin ich ihm hinten draufgekracht", sagte der Südamerikaner und bemerkte später, dass die Zuschauer beim Vierfach-Überschlag von Heidfeld "wenigstens eine gute Show" gesehen hätten. Solchen Kommentare verbessern Montoyas Chancen auf ein neues Cockpit sicher nicht. Bei McLaren-Mercedes wird er nach Lage der Dinge wohl keinen Vertrag mehr bekommen.
"Natürlich würden wir am liebsten mit Kimi und Alonso fahren", machte Daimler-Crysler-Chef Dieter Zetsche in Indianapolis deutlich und bezog damit erstmals klar Stellung in der Fahrerfrage. Während sich die Silberpfeile die Dienste von Weltmeister Fernando Alonso für das nächste Jahr schon gesichert haben, ziert sich Vize-Weltmeister Kimi Räikkönen, den Vertrag mit dem McLaren-Mercedes-Team zu verlängern. Der Finne soll bereits bei Ferrari im Wort stehen. Obwohl es bei McLaren-Mercedes in dieser Saison nicht so richtig gut läuft, will Zetsche keinen Druck auf das Team machen. "Es ist nicht gut, ein Ultimatum zu stellen", sagte er. Erfolg sei zwar wichtig, der Titel aber nicht unbedingt der Gradmesser. "Aber wir müssen mit Mercedes siegfähig sein."
"Wollen langfristig in der Formel 1 bleiben"
Auch wenn Renault und Ferrari die Siege in diesem Jahr unter sich ausmachen, gäbe es keinen Grund, eigene Wege zu gehen und wie der Münchner Rivale BMW einen eigenen Rennstall aufzubauen. "Es besteht kein vernünftiger Anlass, diese Frage zu stellen. Das steht außer Zweifel, denn es ist eine gute erfolgreiche Partnerschaft", sprach Zetsche dem britischen Partner McLaren das Vertrauen aus. Auch das Engagement in der Königsklasse ist gesichert: "Wir wollen langfristig in der Formel 1 bleiben."
Schumacher: Verantwortung tragen allein die Michelin-Teams
Michael Schumacher geht in die Offensive: Der Rekordchampion hat die Vorwürfe von Weltmeister Fernando Alonso strikt zurückgewiesen, er und sein Ferrari-Team wären mitverantwortlich für das Skandalrennen von Indianapolis 2005. "Wenn etwas falsch geht im Leben, versuchst du es immer zu erklären und manchmal ist es hart zu denken, dass es dein eigener Fehler war", sagte der Ferrari-Star der Zeitung 'Indianapolis Star': "Du schiebst die Schuld lieber auf jemanden anders. Das ist leichter." Schumacher forderte die Michelin-Teams auf, die volle Verantwortung für das Debakel im vergangenen Jahr zu übernehmen.
Damit geht der Streit der beiden WM-Erzrivalen in die nächste Runde. Alonso hatte Schumacher und Ferrari der Mitschuld an der größten Farce der Formel-1-Geschichte bezichtigt. Damals waren beim USA-GP die 14 mit Michelin bereiften Autos aus Sicherheitsgründen nicht an den Start gegangen. Es fuhren nur die drei Bridgestone-Teams. Aus Protest warfen die Zuschauer Gegenstände auf die Strecke und beschimpften Sieger Michael Schumacher.
Alonso: Fans waren wichtiger
"Wir hatten im Vorjahr ein Meeting vor dem Rennen, wir wollten keine Punkte für das Rennen, sondern nur für die Fans fahren. Aber ein Team und einige Fahrer wollten das nicht", hatte Alonso in Anspielung auf Schumacher und die Scuderia gesagt: "Das war schlimm und ist schwer zu vergessen. Ich akzeptiere jede persönliche Meinung, aber in dem Moment waren die 150.000 Fans wichtiger. Manchmal vergessen wir, dass wir für die Leute und nicht für uns fahren." Eine Wiederholung des Debakels schloss Alonso aus. Die Michelin-Reifen seien in diesem Jahr zu "100 Prozent sicher". Michelins Formel-1-Direktor Nick Shorrock versicherte, dass in diesem Jahr alles besser sei: "Wir haben aus den Fehlern von 2005 gelernt. Wir sind zu 100 Prozent überzeugt, dass die Reifen sicher sind." Alonso geht nach eigener Aussage "ohne jede Angst" wegen der Reifen ins Rennen. Auch der Fakt, dass der Reifenpartner für dieses Jahr eine Sicherheitslösung gewählt haben könnte, macht ihm keine Sorgen: "Wenn ich hier zwei oder vier Punkte in der WM verlieren sollte, wäre es nicht schlimm." Schließlich hat er bei WM-Halbzeit 25 Punkte Vorsprung auf Michael Schumacher.
Schumi II fordert GPDA-Ausschluss von Alonso und Räikkönen
Das Nachspiel um die Bremsaffäre von Michael Schumacher im Qualifying zum Moncao-GP geht in die nächste Runde. Jetzt geht Ralf Schumacher auf die Gegner seines Bruders los. "Wir können ruhig Namen nennen. Wurz, Räikkönen, Alonso - diese Teilnehmer sollten sofort aus der GPDA (Fahrergewerkschaft, d. Red.) ausgeschlossen werden", forderte der Toyota-Pilot in der 'Bild am Sonntag' und lieferte auch die Begründung: "Entweder erscheinen sie erst gar nicht zu unseren Sitzungen, oder sie schert es einen Dreck, worum es bei der GPDA eigentlich geht."
Schumi II stärkte damit seinem Bruder erneut den Rücken. Beim Großen Preis von Monaco war Rekordweltmeister Michael Schumacher kurz vor Ende der Qualifikation nach einem Fahrfehler stehen geblieben. Andere Piloten hatten danach keine Chance mehr, die Bestzeit des Ferrari-Piloten zu unterbieten. Schumacher war bestraft worden und musste aus der letzten Reihe starten. Auch einige seiner Fahrerkollegen unterstellten dem Ferrari-Star Absicht und kritisierten ihn für sein Verhalten. BMW-Pilot Jacques Villeneuve trat aus Protest sogar aus der GPDA aus, die Michael Schumacher als einer von drei Sprechern leitet.
Ralf: Ohne Michael würde es die GPDA gar nicht geben
"Jeder Mensch darf und kann Fehler machen", verteidigte Ralf Schumacher, der am Freitag seinen 31. Geburtstag feierte, seinen Bruder. "Aber die Art und Weise, wie einige unserer Fahrer-Kollegen über Michael hergefallen sind, ist nicht zu akzeptieren." Insbesondere Wurz, Räikkönen und Alonso hätten die Affäre in Monaco mit Themen der GPDA vermischt und Michael in "unwürdiger Weise" kritisiert. Die Verdienste seines Bruders um die Fahrergewerkschaft seien nicht hoch genug zu bewerten: "Niemand hat so viel für die GPDA getan, so viel privates Geld investiert wie Michael. Ohne ihn würde es die GPDA und ihre Arbeit für die Sicherheit der Formel 1 gar nicht geben."
Auch für die Formel 1 überhaupt sei Michael Schumacher wichtig. "Ohne ihn würde etwas fehlen", sagte der sechs Jahre jüngere Bruder des Rekord-Champion. "Auch weil von uns anderen Deutschen derzeit niemand im richtigen Auto sitzt, um seine Erfolge aufzufangen." Ralf Schumacher gab zwar zu, dass sein Toyota-Team derzeit dem eigenen Zeitplan hinterher hinke, zeigte sich für die Zukunft jedoch optimistsich. "Auch wenn es vom WM-Stand derzeit nicht danach aussieht - wir haben das viertstärkste Auto. Und werden uns steigern. Ob es in diesem Jahr allerdings noch zu Siegen langt ..." Ist wohl eher unwahrscheinlich. Das Potenzial zum Siegen hat von den deutschen Pilot momentan nur Michael Schumacher.
Michael Schumacher hat den Großen Preis von Deutschland gewonnen. Der Ferrari-Pilot feierte einen ungefährdeten Sieg, den dritten in Folge und den 89. seiner Karriere. Felipe Massa komplettierte als Zweiter das tolle Ergebnis für die Scuderia, die den zweiten Doppelsieg der Saison feierte. Zum ersten Mal in seiner Karriere holt sich Kimi Räikkönen Punkte in Hockenheim. Der McLaren-Mercedes-Pilot war von Pole Position gestartet und sicherte sich als Dritter sechs WM-Punkte. Eine Enttäuschung erlebte Fernando Alonso. In seinem Renault kam der Weltmeister nicht über den 5. Platz hinaus und kassierte nur vier WM-Zähler. Damit liegt Michael Schumacher nur noch elf Punkte hinter dem WM-Spitzenreiter - bei noch sechs ausstehenden Rennen kann Schumi somit aus eigener Kraft noch Weltmeister werden, wenn er alle Rennen gewinnt.
Nicht so gut lief es für die anderen deutschen Piloten. Neben Michael erreichte nur noch Bruder Ralf das Ziel. Schumi II steuerte seinen Toyota auf den undankbaren 9. Platz und ging leer aus. Nico Rosberg und Nick Heidfeld sahen die Zielflagge nicht. Rosberg schied nach einem Fahrfehler in der 1. Runde aus, Heidfeld musste mit Bremsproblemen an die Box fahren und kam nicht mehr raus. Für Alonso hatte das Rennen gut begonnen. Der Spanier legte einen Fabelstart hin und ließ die beiden Honda-Piloten Rubens Barrichello und Jenson Button locker hinter sich und katapultierte sich von Rang 7 auf Platz 5. An der Spitze zeigte Räikkönen ebenfalls einen starken Start und zog den beiden Ferrari locker davon, was auf seinen leeren Tank und das geringe Gewicht zurückzuführen war.
Doch dann kam die Haarnadelkurve. Dort wurde es sehr eng und mehrere Piloten kollidierten. Alonso verlor einen Platz an Button und war 6. In dem Gewühle tummelten sich unter anderem auch Ralf Schumacher, der David Coulthard touchierte. Auch Nick Heidfeld war involviert, er berührte ausgerechnet seinen Teamkollegen Jacques Villeneuve. 'Quick Nick' fuhr weiter, wurde aber bereits in der 5. Runde von Räikkönen und den beiden Ferrari überrundet. Dann holt ihn sein BMW-Sauber-Team an die Box und nahm den Boliden auseinander. Ein Bremsproblem zwang Heidfeld schließlich zur Aufgabe. Zuvor war bereits mit Nico Rosberg der erste Deutsche bei seinem Heimrennen ausgeschieden. Nach einem Fahrfehler krachte der 20-Jährige in der 1. Runde spektakulär seitlich an die Bande und schied aus. Ein Runde später traf es auch Pedro de la Rosa. Der McLaren-Mercedes-Pilot rollte mit einem Defekt aus.
Überraschend früh kam Räikkönen an die Box. Bereits in der 9. Runde fuhr er zum Nachtanken und Reifenwechsel rein - von da an war der Weg frei für die beiden Ferrari. Zu keinem Zeitpunkt gab Schumi die Führung wieder ab und spazierte zum ungefährdeten Sieg, dem dritten in Folge. Bereits zur Halbzeit lagen die beiden deutlich vor dem zu dem Zeitpunkt Drittplatzierten Button, der schon mehr als 27 Sekunden Rückstand auf den Führenden aufwies. Schumi und Massa gingen sehr früh vom Gas und fuhren eine sparsame Abstimmung. Sie waren so langsam, dass sich Ralf Schumacher sogar gegen Ende des Rennens wieder zurückrundete.
Für Renault gab es noch eine Schrecksekunde, als Alonso in der 60. Runde unkonzentriert wirkte und seinen Renault mit einem Ausritt durch das Grün der Strecke pflügte. Glücklicherweise für den Spanier, der am Vortag seinen 25. Geburtstag gefeiert hatte, fuhr Teamkollege Fisichella hinter ihm auf Rang 6 und ging vom Gas, so dass Alonso trotz seines Fehlers keinen Platz verlor. Zuvor bekam Alonso einen Platz geschenkt, als Mark Webber auf Rang fünf liegend mit einem Defekt an die Box gerollte und ausgeschieden war.
Aufregung gab es nach dem Rennen noch bei McLaren-Mercedes: Im 'Parc Ferme' fing Räikkönens Bolide plötzlich an zu qualmen. Sofort griff der Finne zum Feuerlöscher und machte dem drohenden Feuer den Garaus. Grund war die hohe Drehzahl, die sein Team freigab. Der Motor kochte zu heiß und fing dann am Ende noch Feuer. Die hohe Drehzahl machte sich auf der Strecke jedoch bezahlt, denn Räikkönen überholte in der 57. Runde Button. Zur Freude der Zuschauer geschah das Manöver vor der Mercedes-Tribüne und Kimi sicherte sich damit den Podestplatz.
Im Kampf um den WM-Titel scheint sich der Wetter-Gott auf die Seite von Michael Schumachers Rivalen Fernando Alonso geschlagen zu haben. Der Regen im Qualifiying zum Grand Prix von China (Sonntag 08.00 Uhr live bei sport.de und RTL) schmecken Schumis Bridgestone-Reifen überhaupt nicht. Der Ferrari-Star musste froh sein, dass es am Ende noch zu Platz 6 reichte - 1,415 Sekunden hinter WM-Spitzenreiter Fernando Alonso.
Mit einer Bestzeit von 1:44,360 Minuten steht der Spanier erstmals seit drei Monaten wieder auf Startpaltz 1 und holte damit die 50. Pole Position für Renault. Giancarlo Fisichella machte mit Position 2 den Triumph der Franzosen perfekt. Startreihe 2 sicherte sich das zeitgleiche Honda-Duo Rubens Barrichello und Jenson Button (+ 1,143 Sekunden) vor McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen (+ 1,394).
Rosberg und Schumi II ohne Chance
Als einziger der anderen drei deutschen Piloten schaffte Nick Heidfeld den Sprung in die Top 10. Der BMW-Pilot benötigte für eine Runde auf dem 5,451 km langen 'Shanghai International Circuit' 1:46,053 Minuten und blieb damit als Achter vor seinem Teamkollegen Robert Kubica (+ 2,272), der 9. wurde. "Vor der Qualifikation habe ich nicht daran geglaubt, dass wir in die Top 10 kommen", freute sich 'Quick Nick'. Williams-Mann Nico Rosberg und Toyota-Pilot Ralf Schumacher, beide wie Michael Schumacher auf Bridgestone-Gummis unterwegs, kämpften dagegen mit den widrigen Bedingungen.
Ralf Schumacher überstand als 17. wie sein Teamkollege Jarno Trulli (18.) nicht einmal die erste der drei Qualifikationsrunden. Für Rosberg war nach Durchgang 2 Schluss; Rang 16, mehr war für den 21-Jährigen nicht drin. In der Startaufstellung rücken Rosberg und Schumi II noch einen Platz nach vorne. Denn der 13. des Qualifyings, Felipe Massa, wird wegen eines Motorwechsels an seinem Ferrari um zehn Plätze strafversetzt. An der aussichtslosen Situation von Rosberg und Ralf Schumacher ändert dies freilich nichts. "Es war sauschwierig. Ich verstehe nicht, wie Michael es bei diesem Wetter mit den Bridgestone in die Top 10 geschafft hat", wunderte sich Rosberg nach dem Qualifying.
Schumi: Im Regen nicht konkurrenzfähig
Tatsächlich war Michael Schumacher der einzige Bridgestone-Pilot, der den Sprung unter die besten 10 schaffte. Während sich der Rekord-Champion nur mit großer Mühe und einer gehörigen Portion Glück durch die K.o-Runden kämpfte, raste sein WM-Rivale mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit von einer Bestzeit zur nächsten. In allen drei Qualifikations-Runden war der Spanier das Maß der Dinge, im Final-Durchgang schließlich sogar mehr als eine halbe Sekunde schneller als der Rest des Feldes. "Ich hatte keine Probleme, nichts Besonderes am Auto. Die Performance des Teams war mal wieder hervorragend", freute sich der 25-Jährige.
Michael Schumacher blieb dagegen nur die bittere Erkenntnis: "Im Regen sind wir einfach nicht konkurrenzfähig." Alonso und sein Renault-Team haben den Altmeister dennoch auch weiter auf der Rechnung. "Michael ist so ein Wettkampftyp, auch von Rang 6 wird er uns das Leben wieder schwer machen", glaubt Renault-Chefingenieur Pat Symonds. Die Kampfansage von Schumacher ließ dann auch nicht lange auf sich warten: "Während des Rennens kann aber noch so viel passieren." Schumi muss jedoch darauf hoffen, dass es trocken bleibt - dann sind seine Bridgestone-Gummis Alonsos Michelin-Walzen überlegen.
Die Wetterprognosen meinen es jedoch nicht gut mit dem Schumacher, der in der WM-Wertung noch 2 Punkte hinter Spitzenreiter Alonso liegt: Die Niederschlagswahrscheinlichkeit für den drittletzten Grand Prix der Saison liegt bei 40 bis 70 Prozent. Alonso interressieren die Vorhersagen überhaupt nicht: "Wir sind schnell im Regen, wir sind schnell im Trockenen", gibt sich der Weltmeister nach der 15. Pole Position seiner Karriere siegessicher. "Wir sind in einer starken Position."
Michael Schumacher hat den Fluch von Schanghai gebrochen. Im drittletzten Rennen seiner Karriere siegte der Ferrari-Star zum ersten Mal beim Grand Prix von China und übernahm damit erstmals seit 2 Jahren wieder die Führung in der Weltmeisterschaft. Den bisherigen Spitzenreiter Fernando Alonso kosteten zwei Fehler seines Renault-Teams den möglichen Erfolg. Mit Platz 2 vor seinem Stallgefährten Giancarlo Fisichella hielt der Spanier den Schaden jedoch in Grenzen: In der WM-Wertung herrscht nun Gleichstand, Schumacher führt, weil er einen Saison-Sieg (7) mehr auf dem Konto hat.
In einem hoch dramatischen Rennen erlebte auch der Rekord-Champion Licht und Schatten und musste bis ins Ziel um den Sieg zittern. Denn im wieder einsetzenden Regen stürmte Alonso von hinten immer näher heran, doch Schumacher rettete sich vor dem ersten heftigen Schauer mit 3,121 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Nick Heidfeld, der zum gleichen Zeitpunkt noch mit komfortabler Führung auf Position fuhr hatte nicht so viel Glück. Weil der BMW-Pilot von zwei bereits überrundeten Fahrzeugen aufgehalten wurde, kamen die Verfolger Rubens Barrichello und Jenson Button in ihren Hondas wieder heran.
Ein unverschuldeter Crash mit Barrichello warf Heidfeld auf Rang 7 zurück, Button erbte seinen 4. Platz. "Das war das enttäuschendste Rennen meiner Karriere", haderte der Deutsche (siehe eigenen Bericht bei sport.de) und mochte sich verständlicherweise nicht über die 2 gewonnenen WM-Punkte freuen. Die anderen beiden deutschen Piloten gingen leer aus: Williams-Fahrer Nico Rosberg wurde Elfter. Ralf Schumacher schied im Toyota vier Runden vor dem Ziel aus.
Licht und Schatten bei Schumi
Beim Start hatte noch alles gegen Michael Schumacher gesprochen. Die Strecke war extrem nass, bekanntermaßen ein klarer Nachteil für die Bridgestone-Reifen von Schumacher, der sich auf Startplatz 6 auch gleich der Angriffe der Michelin bereiften Konkurrenz erwehren musste. An der Spitze verteidigt Pole-Mann Alonso souverän seine Spitzenposition vor Teamkollege Fisichella und Räikkönen und zog auf seinen gut funktionierenden Michelin-Pneus davon.
Schumacher büßte auf der nassen Piste wie erwartet viel Boden ein. Nach 5 Runden hatte er bereits 20 Sekunden Rückstand auf Alonso. Doch auf der langsam abtrocknenden Piste kamen Schumis Bridgestone-Gummis immer besser in Fahrt. In Runde 7 überholte Schumacher mit Barrichello den ersten Michelin-Piloten, 6 Umläufe später war der zweite Honda-Fahrer fällig; Schumacher war Vierter. Mit annähernd gleichen Rundenzeiten wie der Führende Alonso machte er sich auf die Jagd nach Fisichella. Der Italiener hatte in Runde 12 Platz 2 an Räikkönen verloren. Lange durfte sich der McLaren-Mercedes-Mann nicht über diese Position freuen: In Umlauf 19 musste er seinen Silberpfeil mit technischen Problemen abstellen.
Als Erster des Spitzentrios steuerte Schumacher in Umlauf 21 die Box an; Alonso und Fisichella folgten in den beiden nächsten Runden. An der Reihenfolge auf den Podiumsplätzen änderte sich dadurch nichts: Alonso vor Fisichella und Schumacher. Dann überschlugen sich die Ereignisse: Alonso wurde immer langsamer, verlor 4 Sekunden pro Runde auf seine Verfolger. Der Grund: Ein fehlerhafter Reifensatz, wie sich später herausstellt. In Runde 28 waren Fisichella und Schumacher in Schlagdistanz. Noch zwei Umläufe verteidigte Alonso seine Führung, dann musste er Fisichella und Schumacher ziehen lassen.
Alonso in der Box ausgebremst
Beim zweiten Boxenstopp kassierte Schumacher schließlich auch noch Fisichella: Schumi kam eine Runde vor dem Italiener an die Box, um auf Trockenreifen zu wechseln. Als Fisichella nach seinem Stopp in Runde 41 auf die Strecke bog, rutschte Schumacher unter dem Jubel der zahlreichen chinesischen Ferrari-Fans an ihm vorbei. Alonso dagegen büßte bei seinem zweiten, vorgezogenen Service in Umlauf 35 wegen eines Problems beim Reifenwechsel noch einmal 10 Sekunden ein und fiel sogar auf den sechsten Rang zurück.
Alles sah nach einer klaren Sachen für Schumacher aus. Doch Alonso kam zurück: Nach dem Wechsel auf Trockenreifen war der Weltmeister wieder in der Lage anzugreifen. Mit einer schnellen Runde nach der anderen kämpfte er sich auf Platz zwei nach vorne. Nun wurde plötzlich Schumacher immer langsamer, mit jeder Runde schmolz der Vorsprung des Ferrari-Piloten auf seinen Renault-Rivalen um mindestens eine Sekunde.
Als fünf Runden vor Rennende auch noch der Regen einsetzte, machte sich Nervosität breit in der Ferrari-Box. Schafft es Schumi unter diesen Bedingungen, Alonso in Schach zu halten? Das Gesicht von Ferrari-Chefstratege Ross Brawn entspannte sich erst, als Schumachers 91. GP-Erfolg nach 1:37:32,747 Stunden perfekt war. "Es war ein extremes und aufregendes Wochenende", freute sich der neue WM-Spitzenreiter nach dem zunächst nicht für möglich gehaltenden Triumph.
Nick Heidfeld war nach seinem großen Pech in Schanghai untröstlich. "Das war das enttäuschendste Rennen meiner Karriere, nicht nur in der Formel 1, in meinem ganzen Leben", haderte der Pilot nach dem Großen Preis von China, bei dem ihm nur wenige Meter bis zum vierten Platz gefehlt hatten. Doch ein unverschuldeter Unfall stoppte ihn. In der letzten Kurve wurde 'Quick Nick' im BMW Sauber von der Piste geschossen, als Honda-Pilot Rubens Barrichello in Heidfelds Wagen krachte. Am Ende rettete Heidfeld als Siebter noch zwei Punkte.
Die Rennkommissare untersuchten den Vorfall, doch änderte sich an Heidfelds Platzierung nichts. Dafür wurden die ebenfalls in das Geschehen involvierten Takuma Sato (Japan/Super Aguri) und Christijan Albers (Niederlande/Spyker), die fernab der Punkteränge ins Ziel gekommen waren, bestraft. Sato wurde wegen wiederholten Ignorierens der Blauen Flagge aus den Ergebnissen des China-Rennens gestrichen. Albers bekam eine Verwarnung und 25 Sekunden Zeitstrafe aufgebrummt.
Auch BMW enttäuscht
"Bis zum Schluss lag ich auf sicherem Kurs zu Platz vier. Dann haben ein paar Schlusslichter Mist gemacht", meinte der 29-Jährige. Zuerst habe ihn Albers nicht vorbeigelassen. "Ich musste im Nassen bremsen und hätte mich fast gedreht. Ich habe das Auto noch abgefangen, war im Gras und habe ein paar Sekunden verloren." Dann habe Sato ihn fast eine ganze Runde aufgehalten. "Er kämpfte, obwohl er eine Runde zurücklag", schimpfte Heidfeld. Letztlich seien Albers und Sato im Weg gewesen und Barrichello in ihn reingerutscht.
"Bis zu diesem Vorfall war ich heute extrem schnell unterwegs." Dementsprechend niedergeschlagen präsentierte sich auch BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. "Der Rennausgang ist für uns sehr enttäuschend. Nick war ganz klar auf Kurs zu Platz vier. Er wurde in der Schlussphase von einem überrundeten Fahrzeug so lange aufgehalten, dass er einen Vorsprung von über vier Sekunden auf seine Verfolger verlor."
Michael Schumacher wird nach seinem Karriereende möglicherweise die Ausbildung von Fahrer-Talenten bei Ferrari übernehmen. "Vorstellbar ist, dass Ferrari ein Nachwuchsprogramm gründet und Michael es leitet", sagte Manager Willi Weber der 'Bild am Sonntag'. Wirklich ausgegoren sei aber noch nichts. Eine Entscheidung über das spätere Betätigungsfeld Schumachers bei Ferrari, für das der mit 37 Jahren nach dieser Saison in Rennrente gehende Schumacher bislang fünf Mal den WM-Fahrertitel holte, soll aber erst am Jahresende fallen. Eine Zukunft Schumachers als Teamchef in der Formel 1 oder ein Engagement im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) schloss Weber aus. "Teamchef niemals. DTM-Pilot ist Unsinn", sagte Weber. Auch Spekulationen, dass der siebenmalige Weltmeister als fester Testfahrer für die Scuderia arbeiten könnte, erteilte Schumachers Manager eine kategorische Absage. "Natürlich wird sich Michael bestimmt auch mal wieder ins Auto setzten um Ferrari wertvolle Infos zu geben." Fester Testfahrer werde er aber nicht.
Schumacher, der nach 16 Jahren in der 'Königsklasse des Motorsports' am 22. Oktober in Sao Paulo sein 250. und letztes Formel-1-Rennen bestreiten wird, sei indes mit seinem Ruf, Image und Niveau "der richtige Marken-Botschafter für Ferrari". Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn hatte unterdessen am Rande des Großen Preis von China eine Anstellung Schumachers im Technischen Bereich bei der Scuderia nicht ausgeschlossen.
Kein Rücktritt vom Rücktritt
Laut Weber wird Schumacher, der sich seit Bekanntgabe seines Rücktritts nicht zu seiner Zukunftsplanung äußern, sondern ausschließlich auf dem Kampf um seinen achten WM-Titel kämpfen will, nach dieser Saison erst einmal "lange Urlaub" machen. Danach sei ein Termin mit Ferrari anberaumt. "Dann werden wir sehen, wie es weitergeht", meinte Weber, der seinen Schützling aber weiter als Manager betreuen will.
"Wir haben die feste Absicht, zu bleiben. Michael und ich sind auch in Zukunft eine Symbiose", stellte Weber klar. Ebenso betonte er, dass mit einem Rücktritt vom Rücktritt bei Schumacher nicht zu rechnen sei. "Ganz klar nein. Michael hat sich dazu entschlossen aufzuhören, ist mit dieser Entscheidung rundum glücklich."
Sportlich hat Ralf Schumacher derzeit nichts zu melden, dafür ist er neuerdings einer der Wortführer der Formel-1-Piloten. Noch vor dem Großen Preis von China am Sonntag in Schanghai, den der Toyota-Fahrer auf einem der hinteren Ränge vorzeitig beenden musste, wurde Ralf einstimmig zum Sprecher und einem der drei Direktoren der Fahrervereinigung GPDA gewählt. "Die Vorschläge dazu kamen aus der Runde, und ich war halt einer von den drei Namen", sagte der 31-Jährige, der auf diesem Wege zumindest in die Fußstapfen seines demnächst abdankenden Bruders tritt. Dieser hatte dem Gremium, das durch die ebenfalls neu gewählten Direktoren Fernando Alonso (Spanien/Renault) und Mark Webber (Australien/Williams) komplett neu formiert wurde, lange Zeit angehört.
Die 1961 ins Leben gerufene GPDA setzt sich im Dialog mit dem Internationalen Automobilverband FIA vor allem für die Sicherheit der Fahrer ein. "Es gibt eine Verantwortung", betonte Ralf Schumacher, der auch ohne seinen neuen Posten Probleme öffentlich anprangerte. Es liege ihm viel daran, dass die Arbeit der GPDA mit dem neuen Direktoren-Trio, das neben Michael Schumacher auch Jarno Trulli (Italien/Toyota) und David Coulthard (Schottland/Red Bull) ablöst, fortgesetzt und Veränderungen sowie Verbesserungen weiter vorangetrieben würden. Ralf habe sich auch als Mitglied der Grand Prix Driver's Association schon immer sehr engagiert, lobt Coulthard seinen Nachfolger. Nächste Baustelle sind die vermeintlichen Sicherheitsmängel bei Testfahrten.
Nach eigener Aussage gedrängt werden musste Weltmeister Alonso aus Spanien in das neue Amt. "Es war nicht nur meine Entscheidung", sagte der Renault-Pilot. Für Ralf Schumacher scheint es indes ein weiterer Schritt zu sein, als Rennfahrer Profil zu zeigen. Ende des vergangenen Jahres hatte er sich vom langjährigen gemeinsamen Schumacher-Manager Willi Weber getrennt und kurzzeitig selbst seine Vermarktung übernommen.
Schützenhilfe für Schumi: Toyota beim Heim-GP ganz stark
Michael Schumacher hat beim Grand Prix von Japan die Pole Position zwar verpasst, zufrieden durfte er mit seinem Abschneiden aber dennoch sein. Denn im Qualifying auf dem International Racing Course von Suzuka musste sich der Rekord-Champion nur seinem Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa geschlagen geben. Am Ende fehlten Schumacher 0,112 Sekunden auf die Bestzeit (1:29,599 Minuten) seines Teamkollegen. Es ist nach dem Türkei-GP, den Massa vor Alonso und Schumacher auch gewann, die zweite Pole für den Südamerikaner.
"Das hat er gut gemacht", lobte Schumacher seinen Stallgefährten. "Ich bin sehr zufrieden. Zwei Ferraris in der ersten Reihe - das ist die perfekte Position für den Start." Zumal sein WM-Rivale Fernando Alonso nicht über Platz 5 hinauskam. Als Puffer zwischen sich und dem spanischen Renault-Piloten hat Schumacher noch Bruder Ralf und Jarno Trulli; das Toyota-Duo sicherte sich die Startreihe 2 und demonstrierte damit die Bridgestone-Überlegenheit auf dem 5,807 Kilometer langen Kurs von Suzuka. Alonso hatte als bester Michelin-Pliot 0,772 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit, auf Michael Schumacher fehlten dem Weltmeister 0,666 Sekunden.
Schwarzer Samstag für die Silberpfeile
Zum ersten Mal in dieser Saison erreichten alle vier deutschen Fahrer einen Platz in den Top 10.: Nick Heidfeld (1:31,513) fuhr im BMW auf den 9. Platz, Williams-Pilot Nico Rosberg (1:30,585) wurde 10. Eine bittere Pleite erlebte dagegen das McLaren-Mercedes Team: Für beide Fahrer war das Qualifying bereits nach der zweiten K.o.-Runde beendet. Kimi Räikkönen verpasste das Finale der Besten 10 als 11. nur knapp. Pedro de la Rosa kam nicht über Position 13 hinaus.
"Das ist unser schlechtestes Saison-Ergebnis", stellte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug zerknirscht fest. "Bridgestone ist hier überlegen, aber wir wollten bestes Michelin-Team sein. Das ist uns nicht gelungen." Renault-Teamchef Flavio Briatore zeigte sich enttäuscht über die schlechte Performance der Michelin-Gummis. "Wenn die zwei Toyota vor uns stehen, ist offensichtlich, was da abläuft. Dass vier Bridgestone-Autos vor uns stehen, ist nicht gut. Es war heute unmöglich, besser abzuschneiden", sagte der Italiener. Neben Michelin machte Briatore noch einen weiteren Schuldigen aus: Pole-Mann Massa. Der Renault-Boss unterstellte Massa, Alonso zu Beginn des Qualifyings absichtlich blockiert zu haben.
Schumi pulverisiert Rundenrekord
Der Spanier selbst äußerte sich nicht zu dem Vorfall. Seine Niederlage im Qualifying nahm er scheinbar gelassen. "Wir wussten, dass wir die Ferrari über eine Runde nicht schlagen können", sagte der Titelverteidiger und versuchte, sich Mut zu machen: "Vor uns liegt noch ein ganzes Rennen. Dort werden wir unser Bestes geben." Weit mehr überrascht vom großen Rückstand der Renaults - Giancarlo Fisichella belegte hinter Alonso Platz 6 - zeigte sich Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn.
"Die Reifen variieren bei solchen Bedingungen und dann passiert so etwas", versuchte er eine Erklärung für die Misere der Konkurrenz zu finden, freute sich jedoch darüber, "dass die beiden Toyota noch zwischen uns und Renault stehen". Brawn machte auch keine Hehl daraus, dass die Teamleitung am Ende des Rennens eine andere Reihenfolge an der Spitze sehen möchte. "Wir wollen, dass Michael das Rennen vor Felipe beendet", sagte Brawn. "Die Fahrer sollen das erledigen." Entscheidend werden wohl auch im Rennen wieder die Reifen sein. Wie gut die Bridgestone-Gummis in Suzuka funktionieren zeigte sich während der 2. K.o.-Runde, in der Schumacher in 1:28,954 Minuten fast drei Sekunden unter dem Streckenrekord von Rubens Barrichello vor drei Jahren (1:31,713) blieb.
Der zwei Wochen vor seinem Karriereende stehende Rekordchampion genoss sichtlich seine Fahrten auf dem Kurs, der ihn bereits zwei Mal zum Weltmeister (2000 und 2003) machte. Über den Titel wollte er aber noch nicht reden. "Es steht uns noch viel bevor", meinte Schumacher, der dank der größeren Anzahl an Rennsiegen in dieser Saison vor dem punktgleichen Alonso liegt (116:116 Punkte/7:6 Siege). Platz eins in Suzuka und keine Punkte für Alonso würden bedeuten, dass Schumacher seine einzigartige Laufbahn bereits vorzeitig vor dem Finale am 22. Oktober in Sao Paulo mit dem achten WM-Triumph krönen würde.
Oh, je Schumi! War's das mit dem 8. WM-Titel? Ein Motorschaden an seinem Ferrari hat Michael Schumacher beim Großen Preis von Japan im Weltmeisterschaftskampf fast aussichtslos zurückgeworfen. Runde 36 auf dem International Racing Course von Suzuka: Schumi führt souverän mit gut 5 Sekunden Vorsprung vor seinem WM-Rivalen Fernando Alonso. Alles sieht nach einem sicheren Sieg für Schumacher aus. Doch dann: Rauch am Heck des Ferrari, der Rekordchampion rollt am Streckenrand aus. Alonso übernimmt die Führung und lässt sie sich bis ins Ziel nicht mehr nehmen.
Der Spanier siegt vor Felipe Massa im zweiten Ferrari und seinem Renault-Teamkollegen Giancarlo Fisichella. Schumi 0 - Alonso 10 Punkte. Damit führt der Spanier vor dem Saisonfinale in zwei Wochen die Weltmeisterschaft wieder an - mit 126 : 116 Zählern. Nur ein Wunder kann Schumacher zum Abschluss seiner Karriere noch einmal auf den WM-Thron hieven. Der 37-Jährige benötigt in seinem 250. und letzten Grand Prix einen Sieg, zugleich muss Alonso ohne Punkte bleiben. "Die Meisterschaft ist jetzt im Prinzip entschieden. Ich glaube nicht mehr an den Titel", hakte Schumacher den Titel nach dem Rennen ab.
37 Runden lief alles nach Plan
Auch Ralf Schumacher, nach dem Qualifying als Dritter noch vor Alonso, konnte seinem Bruder in Suzuka keine Schützenhilfe geben. Von Startplatz 3 fiel der Toyota-Pilot schnell zurück und wurde am Ende nur Siebter.Nick Heidfeld holte als Achter noch einen WM-Punkt für sein BMW-Team. Williams-Fahrer Nico Rosberg ging als Zehnter einmal mehr leer aus. Erfreulicher verlief das Rennen dagegen für McLaren-Mercedes. Nach einem enttäuschenden Qualifying kämpfte sich Kimi Räikkönen von Startplatz 11 noch auf Position 5 hinter Jenson Button, der als Vierter die Honda-Ehre beim Heim-GP rettete. Bester Toyota-Pilot war Jarno Trulli auf Platz 6.
Der Italiener hatte gleich am Start seinen 4. Platz an Alonso verloren. Ralf Schumacher hielt dem Druck des Renault-Piloten noch bis Runde 13 stand, dann musste er dem 25-Jährigen seinen 3. Platz überlassen. An der Spitze schien alles nach Plan für die Roten zu laufen. Massa, der zum zweiten Mal in seiner Karriere auf der Pole Position gestanden hatte, überlies Michael Schumacher bereits eingangs der 2. Runde die Führung. Zwar verlor der Brasilianer durch einen Reifenschaden, der ihn zu einem vorgezogenen Boxenstopp zwang, in Runde 14 seinen 2. Platz an Alonso. Doch an der Spitze behauptete Michael Schumacher auch nach seinem ersten Service in Umlauf 17 souverän seine Führung.
Alonso: "Dieser Sieg war verdammt wichtig für uns"
Scheinbar ohne große Mühe hielt der Rekordchampion seinen Vorsprung vor Alonso konstant bei 5 bis 6 Sekunden. Auch nach dem zweiten Reifenwechsel und Tankstopp in der 36. Runde kam Schumacher vor Alonso auf die Strecke zurück. Der Ferrari-Pilot schien souverän seinem 8. Saison-Sieg entgegenzusteuern - der Grundstein für den 8. Titel-Gewinn. Doch nur wenige Kurven später gingen Schumis WM-Träume im Rauch seines Ferrari-Motors auf.
"Was einem in so einem Moment durch den Kopf geht ist eine kühle Rechnung: Ein Punkt reicht Fernando, das heißt für ihn unter die ersten 8 kommen und alles schonen. Ich möchte nicht darauf hoffen, das Fernando ausfällt", kommentierte Schumacher die bittere Pleite. "Ich habe das jetzt schon verdaut. Vielleicht gewinnen wir ja noch die Konstrukteurs-WM." Doch auch in dieser Wertung hat die Scuderia kaum noch Chancen auf den Titel. Renault führt nach 17 von 18 Rennen mit 9 Punkten Vorsprung vor den Roten - dank Platz 1 und 3 von Alonso und Fisichella. Um so größer war die Freude bei den Blau-Gelben. "Dieser Sieg war verdammt wichtig für uns", jubelte Alonso über seinen ersten Erfolg nach drei sieglosen Monaten.
Der erste Motorschaden seit sechs Jahren beim Ferrari von Michael Schumacher bleibt für den italienischen Formel 1-Rennstall rätselhaft. "Alle Telemetrie-Daten waren o.k.", sagte Technik-Chef Ross Brawn. Auch der stellvertretende Motorchef Mattio Binotto hatte im Gespräch mit der 'La Gazzetta dello Sport' keine Erklärung für den Motorschaden in der 37. Runde: "Es gab keinerlei Hinweise. Irgendetwas muss passiert sein, aber wir haben nicht das Geringste entdecken können."
Die Ursache für den Motorplatzer werde Ferrari erst nach der Rückkehr des Aggregats in Italien feststellen können. 'Erst wenn wir den Motor in Maranello auseinander bauen, werden wir sehen, was mit ihm passiert ist', sagte Binotto. Letztmals gab es in einem Rennen bei Ferrari einen Triebwerksschaden 2002 in Malaysia. Da schied der Brasilianer Rubens Barrichello aus. Schumacher musste seinen Rennwagen vor dem Japan-Ausfall mit Motorschaden letztmals am 2. Juli 2000 in Magny-Cours abstellen. Obwohl Titelverteidiger Fernando Alonso im Renault im letzten Rennen nun bereits ein achter Platz zum Gewinn der Weltmeisterschaft reichen würde, gibt Ferrari-Direktor Jean Todt noch nicht auf: 'Rechnerisch haben wir noch eine Chance, auch wenn es natürlich sehr schwer wird', sagte der Franzose. In der Stunde einer der bittersten Niederlagen zeigte sich Todt tief beeindruckt vom siebenmaligen Weltmeister Schumacher: 'Eigentlich hätten wir ihn trösten müssen, aber er hat uns getröstet', berichtete Todt.
Schumacher war beim Großen Preis von Japan in Suzuka 16 Runden vor Ende in Führung liegend mit Motorschaden ausgeschieden. Mit einem Sieg in Japan hätte der Kerpener sehr gute Chancen gehabt, seine Formel-1-Karriere mit dem achten Weltmeistertitel beenden zu können.
68 Pole Positionen, 91 Grand-Prix-Siege und 7 WM-Titel - bis zum Japan-GP hatte Michael Schumacher in 15 Jahren Formel-1-Karriere schon jegliche Rekorde in den Schatten gestellt. Nach der rasanten Aufholjagd im WM-Kampf gegen Fernando Alonso, der Bekanntgabe seines Rücktritts zum Saison-Ende und den starken Ferrari-Auftritten in den letzten Rennen war der 8. Titel und damit das perfekte Ende einer einzigartigen Laufbahn zum Greifen nahe. In Suzuka dann der Schock, Motorschaden für Schumacher und Sieg für Alonso, der Titelkampf fast sicher gelaufen. Wie konnte es in einem so entscheidenden Rennen bei den Roten zu einem derart fatalen Fehler kommen? Schon in den ersten beiden Saisonrennen musste Ferrari im Training viermal einen Motor wechseln, alleine dreimal in Malaysia. Die Ursache bei allen defekten: Kolbenfresser. Der nächste Motorplatzer an Massas Auto beim Training in Schanghai ließ zwar mehrere Monate auf sich warten – Ursache war laut Ferrari aber auch hier ein Kolbenschaden. Hat Schumacher also auch in Suzuka der Schaden ereilt, bei dem mangelnde Kühlung dazu führt, dass sich der Kolben erwärmt und so weit ausdehnt, dass es zu einer Blockade an der ihn umgebenden Zylinderwand kommt? "Wir kennen die Ursache noch nicht. Aber der Motor ist ziemlich beschädigt", konnte Ferrari-Teamchef Jean Todt noch keine Auskunft über den Grund für das Debakel nennen.
Zu geringe Kühlung während Boxenstopp
Eine Überhitzung des Ferrari-Aggregates vom Typ 056, das nach dem China-GP erst zum zweiten Mal im Einsatz war, ist jedenfalls sehr wahrscheinlich. Alonso befand sich zur Zeit des Schadens nur noch 4,5 Sekunden hinter Schumacher, der dem Spanier zu Beginn des Rennens an der Spitze schon 20 Sekunden enteilt war. Vor seinem 2. Boxenstopp drehte Schumacher dann besonders schnelle Runden. Es war zu sehen, dass er am Lenkrad einige Positionen der Motoreinstellungen veränderte. Denkbar, dass er über Funk mit der Ferrari-Kommandozentrale etwas höhere Drehzahlen vereinbart hatte, um den Vorsprung auf Alonso wieder zu erhöhen. Der Motorplatzer folgte in Runde 37 unmittelbar nach dem Stopp, einem Zeitpunkt, wo die Motortemperatur wegen geringer Fahrtwind-Kühlung in der Boxengasse extrem hoch ist. Fest steht jedenfalls: Zum WM-Sieg kann Schumacher beim Brasilien-GP nur noch ein Wunder helfen. Für sein Team geht es immerhin noch um die Konstrukteurs-WM. "Wir müssen auch in Brasilien voll attackieren", gibt sich Todt kämpferisch. Um den Konstrukteurspokal zu holen, muss ein roter Doppelsieg her und die Renault dürften nicht besser, als auf den Plätzen 3 und 5 platziert sein. Für Schumi geht es außerdem noch darum, mit einem Sieg standesgemäß in Rente zu fahren.